Gülle: Innovation statt Bevormundung
Zur Vorgeschichte: Ein Landwirt beklagte kürzlich im «Volksblatt» die Regelungen rund um das Ausbringen von Gülle im Winter. Damit unterstrich er nachvollziehbar, dass die Landwirte Probleme haben, ihre vollen Gülle-Anlagen zu leeren. Dass der Landwirt dabei die Behörden massiv und mit einer fragwürdigen Wortwahl angreift, ist nachvollziehbar, löst das Problem aber nicht.
Für seine Aussagen wurde der Bauer auch in einem Beitrag der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz attackiert. «Hofdünger dürfte unseres Erachtens nur zur notwendigen Förderung der Bodenfruchtbarkeit ausgebracht werden. Alles andere hat nichts mit Düngen zu tun, sondern dient der Entsorgung von Abfall – mit der Konsequenz, dass zu viele Stoffe in die Umwelt gelangen, die sich schädlich auf die Biodiversität, die menschliche Gesundheit und das Klima auswirken.» Insofern sind die gesetzlichen Bestimmungen und die Umsetzung ebenfalls nachvollziehbar.
Günter Vogt: «Strom und Wärme»
Die Praxis, Gülle und Mist auszubringen, wird laut dem «Volksblatt» von der Vereinigung Bäuerlicher Organisationen (VBO) unterstützt. Pikanterweise ist FBP-Präsident Marcus Vogt (der unlängst verkündete, dass die FBP grüner werden wolle; Anm.) auch Präsident der VBO. Insofern dürften die journalistisch gedeckten Angriffe auf das Landwirtschaftsministerium von Dominique Hasler von der VU nicht zufällig erfolgen und ins parteipolitische Konzept passen. Dieser Clinch nützt aber keinem der Beteiligten in der Praxis etwas und blendet den Kardinalsweg in dieser Frage vollkommen kurzsichtig aus: Deshalb versucht auch der Fraktionssprecher der VU, Günter Vogt, seit Längerem, die bessere Nutzung der landwirtschaftlichen Abfallstoffe beliebt zu machen. So meinte er zuletzt am 9. Mai 2019 im Landtag: «Die landwirtschaftlichen Abfallstoffe Mist und Gülle sind in Liechtenstein eine brachliegende Ressource und werden noch kaum in der Energieproduktion genutzt. Durch den Bau von Biogasanlagen könnten Strom und Wärme produziert werden und gleichzeitig könnten andere Emissionen, wie Methanausstoss, in die Atmosphäre vermieden werden.» Einen ähnlichen Ansatz zur Lösungsfindung vertritt auch die LGU. «Zum Beispiel lässt sich in Biogasanlagen aus Hofdürgern sowohl Energie als auch erstklassiges Düngerkonzentrat gewinnen. Damit könnten die Nitratbelastungen der Gewässer und weitere Umweltbelastungen deutlich gesenkt werden. Es gibt Beispiele moderner Biogasanlagen, die ohne Geruchsbelästigung wertvolle Energie und Dünger produzieren.»
Innovation schafft Win-Win
Wenn also der erwähnte Landwirt erwartet, dass die Regierung den Landwirten mehr Eigenverantwortung einräumen soll, könnte seinerseits die VBO doch gemeinsam mit der Regierung den Bau von ökologisch sinnvollen Biogasanlagen zugunsten der Landwirte fördern, anstatt auf politische Eskalation setzen. Dann wäre nicht nur den Landwirten und dem Umweltschutz geholfen, sondern auch die Einwohner könnten Energie aus einer erneuerbaren Energiequelle beziehen. Dieses Beispiel aus den Medien zeigt auch eindrücklich, dass gutes politisches Klima auch dazu beitragen könnte, dass dem Klimawandel mit Innovation und Bauernschläue besser entgegen getreten werden kann als mit Eskalation. Und das mit Anreizen statt mit staatlicher Bevormundung! (mw)