Eschen-Nendeln: Neustart mit vielen Gewinnern
Herr Meier, Sie sind nun bereits seit Längerem im Wahlkampf. Was fällt Ihnen in Ihren Gesprächen auf?
Viktor Meier: Ich erlebe auf der einen Seite eine hohe Unzufriedenheit und andererseits den Wunsch nach Ruhe und Stabilität in der Gemeinde.
Wie wollen Sie diesen Gegensatz zwischen dem Wunsch nach Umbruch auf der einen und nach Beständigkeit auf der anderen Seite auflösen, falls sie zum Vorsteher gewählt werden?
Ein Vorsteher kann alleine gar nichts bewerkstelligen. Er braucht den Rückhalt des Gemeinderats. Gemeinsam mit dem Gemeinderat, der ab 1. Mai im Maximalfall aus Vertretern von fünf Parteien besteht, will ich das Gemeinsame suchen, die Schnittstellen zwischen Verwaltung und Einwohnern verbessern und wieder ein Wir-Gefühl entwickeln. Wir brauchen einen Neuanfang und es wird auch einen personellen und strukturellen Umbruch geben. Die lebhafte Demokratie müssen wir nützen. Seitens der VU sieht man bereits, dass ein personeller und struktureller Umbruch sowie Neubeginn geschieht.
Was meinen Sie mit lebhafter Demokratie?
Es stellen sich in unserer Gemeinde fünf verschiedene Gruppierungen zur Wahl. Sie alle wollen das Beste für unsere Gemeinde herausholen. Das ist eine riesige Chance und allemal besser als ein Politikverdruss, der so oft zitiert wird. Mir ist es lieber, die Menschen engagieren sich als bloss die Faust im Sack zu machen. Gerne würde ich auch nach den Wahlen mit den Einwohnerinnen und Einwohnern im Dialog stehen und ihre Anliegen und Ideen direkt erfahren.
Doch nicht alle sind so positiv gestimmt: Angesichts der Clunia-Abstimmung gibt es auch einige Verlierer.
Das sehe ich nicht so. Es war eine heftige Auseinandersetzung mit nachvollziehbaren Argumenten auf beiden Seiten. Am Ende haben mehr als die Hälfte der Stimmbürger dafür gesorgt, dass ein Drittel der Einwohner der Gemeinde von einem neuen Zentrum profitieren kann. Das sehe ich als Beweis, dass wir in Eschen und Nendeln gemeinsam sehr viel hinkriegen, wenn wir das wollen. Die Gegner des Projekts hatten auch ihre Gründe zur Ablehnung. Und gerade so ablehnende Haltungen müssen wir ernst nehmen. Im Idealfall können wir diese kritischen Stimmen bereits zu einem früheren Zeitpunkt abholen.
Wie soll das gelingen?
Wir müssen offensiver informieren und auch moderne Kanäle nützen. Zum Beispiel, indem man die wichtigsten Entscheidungen des Gemeinderats oder allgemeine Infos kurz per «Gemeinde-WhatsApp» verschickt, damit die Menschen auf dem Laufenden bleiben. Bei wichtigen Projekten müssen wir die Menschen in einer frühen Phase abholen. Allerdings muss man auch hier unterscheiden: Es gibt die Interessierten, die sich einbringen und etwas verändern wollen. Es gibt aber auch jene, die nichts von sich hören lassen und erst dagegen sind, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Ich möchte vor allem die Konstruktiven ansprechen. Man kann und soll auch niemanden zum Mitmachen zwingen. Allerdings gibt es Mittel, die das Mitmachen erleichtern können. Und diese will ich mit dem Gemeinderatsteam nützen, falls mir die Bevölkerung das Vertrauen ausspricht.
Einige Kandidaten sprechen von Sprechstunden für Bürger. Was halten Sie davon?
Das klingt zunächst bürgernah. Aber das heisst, dass es ausserhalb dieser Sprechstunden Zeiten gibt, an denen man nicht für die Menschen erreichbar ist. Ich verspreche an dieser Stelle, dass ich das Vorsteheramt ernst nehme und ständig erreichbar bin. Wer mich braucht, meldet sich und bekommt in Kürze einen Termin. Oder wenn mich jemand am Wochenende beim Einkaufen im Dorf trifft, kann er mir ungeniert sein Anliegen mitteilen. Vorsteher ist man nicht nur während Bürozeiten und Sprechstunden. Vorsteher ist man 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche.
Wie wollen sie den Ruf von Eschen-Nendeln verbessern?
Die vielen guten und zukunftsorientierten Projekte der letzten Jahre – wie zum Beispiel das Projekt Kreuz+ und viele andere – werden Früchte tragen. Ich möchte vor allem auch die Vereine sowie IG Eschen Nendeln ins Boot holen. Sie verkörpern das pulsierende Leben und setzen sich für unsere Gemeinschaft ein. Wir müssen generationenübergreifend arbeiten, mutig Neues wagen, um unser Dorf attraktiver zu machen und wieder vermehrt die positiven Dinge verbreiten.
Probleme hatte die Gemeinde bei einigen Projekten auch mit der Bürgergenossenschaft. Wie gehen Sie dieses Thema an?
Ich war selbst Vorsitzender der Bürgergenossenschaft Eschen (BGE) und kenne beide Seiten sehr gut. Die Regelung zwischen der politischen Gemeinde und der BGE läuft jeweils für fünf Jahre. Bei nächster Gelegenheit müssen wir die Vereinbarungen überarbeiten und zeitgemäss gestalten. Die Bürgergenossenschaft kann bei einer guten Reorganisation der Beziehungen genauso profitieren wie die politische Gemeinde. Da ist mein Ziel, Win-Win-Situationen zu schaffen. (mw)