«Die stabilste und einigste Kraft»
Thomas, du wurdest am Montag eindrücklich vom Parteitag zum Präsidenten gewählt: Du konntest 168 Stimmen auf dir vereinen. Was bedeutet dir diese Wahl?
Thomas Zwiefelhofer: Es ist eine grosse Ehre und auch Verantwortung, zum Präsidenten einer so traditionsreichen Volkspartei gewählt zu werden. Die Wahl bedeutet mir auch viel, weil die VU meine politische Heimat ist, und ich viele Parteimitglieder zu meinen guten Freunden zähle.
Es gab drei Gegenstimmen. Was unternimmst du, damit diese drei Stimmen bei deiner etwaigen Wiederwahl zu Ja-Stimmen werden?
Nichts. (lacht) Im Ernst: Gegenstimmen bedeuten, dass man vermutlich etwas gemacht hat, das nicht von allen goutiert wurde. Aber nur wer etwas tut und Entscheidungen fällt, kann auch Reaktionen auslösen. Und dass das nicht immer nur Zustimmung ist, ist völlig Ok. Es allen Recht zu machen, kann nicht das Ziel sein.
Deine Rolle ist eine spezielle: Du wirst das Präsidentenamt nebenamtlich ausführen. Was bedeutet das konkret für die Partei?
Dieses Modell des ehrenamtlichen Präsidenten hat in der VU grosse Tradition und ist insofern nicht wirklich speziell. Die Statuten der Partei sehen diese Variante mit dem nebenamtlichen Präsidenten und einem geschäftsführenden Generalsekretär explizit vor. Für die Partei bedeutet es, dass sie einen Präsidenten hat, der mitten im normalen Berufsleben steht und daher auch von den Konsequenzen von politischen Entscheiden wie jeder andere Bürger direkt und auch im Berufsleben betroffen ist. Das Nebenamt gibt zudem eine gewisse Unabhängigkeit und einen Aussenblick. Ich finde, das kann nicht schaden, und hat sich früher schon bewährt.
Nach den Wahlen 2017 hast du ein vierjähriges politisches «Timeout» genommen. Wie veränderte das deinen Blick auf die Dinge in der Politik?
Nicht wesentlich. Ich bin ein politisch interessierter Mensch geblieben, und auch ein treuer VU-Anhänger. Aber klar, man verfolgt die politischen Nachrichten schon weniger intensiv und genau, wenn man nicht mehr Regierungsmitglied ist.
Die Koalitionsverhandlungen sind abgeschlossen. Du warst da nicht dabei. Ist es schwierig, einen Koalitionsvertrag zu unterzeichnen, an dem man selbst nicht mitgearbeitet hat?
Das könnte ein Problem sein, wenn man mit bestimmten Inhalten nicht einverstanden wäre. Ich finde aber, das erzielte Verhandlungsergebnis ist ausgewogen und für die VU insgesamt gut gelungen, auch wenn ich der Meinung bin, dass Gunilla Marxer-Kranz eine ausgezeichnete Landtagspräsidentin geworden wäre und sie dieses Amt mit ihrem hervorragenden Wahlergebnis auch verdient hätte.
Günther Fritz musste aus gesundheitlichen Gründen früher als gedacht als Präsident ausscheiden. Wie empfindest du die aktuell laufende Amtsübergabe? In welcher Verfassung übergibt dir Günther die Partei?
Wer Günther kennt, weiss, wie gewissenhaft und engagiert er die Partei geführt hat. Die Partei ist deshalb in einem ausgezeichneten Zustand, die Geschäfte sind gut geordnet, die Parteizentrale funktioniert einwandfrei, und auch die Finanzen sind gut bestellt, auch wenn es natürlich immer etwas mehr sein dürfte. (schmunzelt) Ich kann Günther nur ein grosses Kompliment machen und mich bereits an dieser Stelle bei ihm namens der ganzen Partei herzlich für seinen grossen Einsatz bedanken. Zum Glück geht es ihm gesundheitlich bereits wieder viel besser, und die Amtsübergabe läuft gut.
Die VU ist erstmals seit 2013 wieder in der Mehrheitsverantwortung in der Regierung. Wie möchtest du die VU jetzt positionieren? Ist hier ein politischer Richtungswechsel zu erwarten, weil sich die Rollen verändert haben?
Ich habe es diesbezüglich mit Regierungschef Daniel Risch: Wahlsieger 2021 war zuallererst die grosse Koalition. Mit 20 von 25 Mandaten im Landtag haben die Wählerinnen und Wähler ein klares Verdikt gesprochen: keine Experimente, Stabilität und Verlässlichkeit sind zentral. Dieser Auftrag bedeutet auch, dass ein politischer Richtungswechsel sicher nicht im Sinne der Wähler wäre. Die VU ist derzeit die stabilste und einigste Kraft der politischen Landschaft Liechtensteins. Mit dieser Geschlossenheit und Kraft wollen wir unsere Verantwortung zusammen mit der FBP und allen anderen konstruktiven Kräften für unser Land wahrnehmen. (mw)